08.08.2010

Drapiert und angedichtet

Das dichte Hirn vom Schmalz befreit,
zur Dichtung jeder Art bereit,
dicht ich, bis das Haupt entzweit
und simultan die Leber schreit.

Geschichten, die die Welt vereint,
Gerüchte, die so niemand meint,
verdichtend, was diffus erscheint
dicht ich, bis es dichter scheint.

Dichtend dichte ich Gedichte,
während Dichtung ich verdichte.
Gedichtet Dichtungen ich dichte
und die meinigen vernichte.

Von dichter Dichtung einverleibt
dicht ich, dass es dicht auch bleibt.
Verdichtend meine Feder schreibt,
was dichtend mich zum Dichten treibt.

Ich dicht, was meinen Sinn ereilt,
auf dass er hier noch länger weilt,
bevor der in die Leere eilt
und im Äther sich verteilt.

Dichtung, die das Leben schreibt
und - weil mit großem Hirn beleibt -
mich dichtend in den Wahnsinn treibt,
in dem ich hübsch drapiert verbleib:

"Sag mir, Gott, was bin ich schon?"
"Vor allem nicht ganz dicht, mein Sohn!"