04.05.2010

Galgenhumor



Unwissend, wofür man ihn belang,
umgab sein Hals ein Galgenstrang.
Vermutlich ging es nicht mehr lang
bis dieser durch denselben drang.
Im Hintergrund die Meute sang.

Bestimmt lag hier ein Irrtum vor!
Denn warum man ihn dafür erkor,
ging einfach nirgendwo hervor.
Zumindest kam ihm nichts zu Ohr,
was er felsenfest beschwor.

Augenblicke lang vergingen.
Um jetzt noch Freiheit zu erringen,
müsste Gott zur Seite springen.
Von denen die am Galgen hingen,
zog sich niemand aus den Schlingen.

Sein Antlitz ward schon kreidebleich;
doch durch die Not ideenreich,
tat er Kund von jetzt auf gleich:
"Hört mal, ich bin mächtig reich!
Nehmet, bevor ich hier verbleich',
womit ich meine Schuld begleich'!"

Im Volke kehrte Stille ein.
Die Falltür zuckte unterm Bein,
durch die er stürzte wie ein Stein.
Die Meute guckte blöde drein.
"Warum", rief einer ganz allein,
"fiel ihm das nicht früher ein?"

Verfrüht man diese Frage stellte,
weil der, der grad nach unten schnellte,
sich eben nur das Steißbein prellte.
Der Strang, aus dem er sich nun schälte,
war länger, als man ihn bestellte.
Was ungemein die Stimmung hellte.