30.04.2011

Amor



Zum Thema Liebe ein Gedicht:
Amor spart mit Pfeilen nicht.
Ein Meisterschütze sollt man meinen.
Doch trifft er oft von zwei nur einen.

Der Liebesengel hat bisweilen
ein Arsenal an Liebespfeilen
und streckt mit ihnen immer wieder
dasselbe Ziel ungnädig nieder.

Wenn Amor dann die Lust verliert
und nach frischen Opfern giert,
so bleibt zurück der arme Tropf,
der nun liebt von Herz bis Kopf.

Den Liebespfeilen jeder Größe
folgt im Regelfall die Blöße.
Bald gesteht der Depp sich ein:
Gefühle hat er ganz allein.

Man könnte Liebe auch besingen.
Das würde ungleich schöner klingen*.
Wir bleiben aber hier beim Dichten:
LIEB ist Amor wohl mitnichten.

Liebe™ ist ein eingetragenes War(e)nzeichen der Walt Disney Company

*Dass Liebe auch gesungen nicht schöner ist,
beweist dieses eindrucksvolle Video: Love is unkind
Auch empfehlenswert: Don't fall in Love

06.04.2011

Das Prinzip Hoffnung


Foto: geguttenbergt


Hoffnung, die zu keimen droht,
schlägst du besser sofort tot,
denn andernfalls stirbt sie zuletzt ..
.. nachdem sie dir das Herz zerfetzt.

05.03.2011

Reimtumor



Gereimtes keimt ganz tief im Hirn
flitzt dann vom Reimhirn vor zur Stirn,
und schießt im Anschluss recht rasant
den Nerv entlang in meine Hand.

Oft denke ich, dass mein Humor
ursächlich sprießt durch Reimtumor,
denn mir entfleucht die meiste Zeit
gedichtete Gehässigkeit.

04.03.2011

Verflixt und zugespamt



Rastlos warte ich gebannt
auf Neues an der Facebookwand.
Immer wieder, nach und nach,
pflüge ich mein Mailpostfach.

Ich freu mich auf den geilen Ton
bei postings mit dem Telefon.
Stups mich, teil mich, chat mich an!
Verlink was, was ich sharen kann!

Eifrig drücke ich "Gefällt",
wenn dein Beitrag mich erhellt.
Doch leider werd ich zugespamt,
drum disconnect ich friend für friend.

Spam™ ist übrigens ein eingetragenes Wahrzeichen der Natur und kann ziemlich unangenehm werden (vor allem für die Allergiker unter uns)

19.12.2010

Die unbeugsame Morgenlatte



Ein jeder Mann sie schon mal hatte:
die unbeugsame Morgenlatte.
Auch heute wirft sie zum Begatten
auf die Weiber lange Schatten.

Doch früh am Morgen scheint es immer
recht schwer, ein solches Frauenzimmer
von diesem Glück zu überzeugen.
Da bleibt dem Glied nur, sich zu beugen.

Nur scheint es daran nicht zu denken
und will schon gar nicht runterlenken,
was Mann beim Wasserlassen stört
und den Stuhlgang leicht erschwert.

Erst nach diesem Drahtseilakt
das Monstrum jäh zusammensackt.
Diese Form der Erektion
ist einfach eine Fehlfunktion.

08.08.2010

Drapiert und angedichtet

Das dichte Hirn vom Schmalz befreit,
zur Dichtung jeder Art bereit,
dicht ich, bis das Haupt entzweit
und simultan die Leber schreit.

Geschichten, die die Welt vereint,
Gerüchte, die so niemand meint,
verdichtend, was diffus erscheint
dicht ich, bis es dichter scheint.

Dichtend dichte ich Gedichte,
während Dichtung ich verdichte.
Gedichtet Dichtungen ich dichte
und die meinigen vernichte.

Von dichter Dichtung einverleibt
dicht ich, dass es dicht auch bleibt.
Verdichtend meine Feder schreibt,
was dichtend mich zum Dichten treibt.

Ich dicht, was meinen Sinn ereilt,
auf dass er hier noch länger weilt,
bevor der in die Leere eilt
und im Äther sich verteilt.

Dichtung, die das Leben schreibt
und - weil mit großem Hirn beleibt -
mich dichtend in den Wahnsinn treibt,
in dem ich hübsch drapiert verbleib:

"Sag mir, Gott, was bin ich schon?"
"Vor allem nicht ganz dicht, mein Sohn!"

04.08.2010

Scheissndreckstag



Mann
, ist das ein Drecksplanet!
Keine Stunde heut vergeht,
in der ich nicht zum Schöpfer bet',
dass der sein Werk mal niedermäht!

Maaann, wie verkackt ist diese Welt,
in der es dem vom Himmel fällt,
der sich wie ein Sack verhält
und seine Gegenüber prellt.

Maaaaaaann
, was bin ich grätig heut!
Besser wärs für all die Leut,
wenn jeder meine Nähe scheut
bevor es einer noch bereut!

MAAAAAAAAANN, was bin ich heut mies drauf!
Überleg mir, ob ich Wodka kauf,
gepflegt den Frust im Alk ersauf
und dann in Schlangenlinien lauf.

OH MAAAAAAAAANN, es geht ja kaum noch schlimmer!
Von meinem Elend ohne Schimmer
kommt der nächste Heinz ins Zimmer.
Freundlich grüße ich wie immer:

"Moin Chef! Bester Laune simmer!"
Geheuchelter gehts wirklich nimmer.

Scheissndreckstag™ ist ein eingetragenes Wahrzeichen vom Montag

@All die Social-Media-affinen Google-Facebook-Twitter-Freunde in den Personalabteilungen: Gedanken sind frei
@Alex: Nicht persönlich oder zu ernst nehmen - du bist ein guter Chef ;-)
Und überhaupt: Personen sind in den Geschichten...

31.07.2010

Suizidgedanken



Bevor ich hier noch länger motz',
sauf' ich der Vernunft zum Trotz
die ganze Nacht durch bis ich kotz'
und erstick dann in dem Rotz.

30.07.2010

Am Altar


Jeglicher Vernünfte bar
stehn sie droben am Altar
bringen, oh ganz wunderbar,
ihre Opfergaben dar.

Auf dass inmitten jener Schaar
derjenige gen Himmel fahr,
ja der, der vor vielen Jahr'
anscheinend mal am Leben war.

Ja nee, is klar ...


09.05.2010

Nur selten mich die Muse küsst



Nur selten mich die Muse küsst,
weil die mich scheinbar gern vergisst,
und wenn sie kommt, nur kurz verbleibt -
ganz im Gegensatz zu meinem Weib.

Die Beiden haben eins gemein:
sie haben Spaß an meinem Pein
und lassen mich just dann allein,
wenn ich verlange, zu erfreuen.

Es erscheint mir wie verzwickt:
Irgendeine immer zickt.

04.05.2010

Galgenhumor



Unwissend, wofür man ihn belang,
umgab sein Hals ein Galgenstrang.
Vermutlich ging es nicht mehr lang
bis dieser durch denselben drang.
Im Hintergrund die Meute sang.

Bestimmt lag hier ein Irrtum vor!
Denn warum man ihn dafür erkor,
ging einfach nirgendwo hervor.
Zumindest kam ihm nichts zu Ohr,
was er felsenfest beschwor.

Augenblicke lang vergingen.
Um jetzt noch Freiheit zu erringen,
müsste Gott zur Seite springen.
Von denen die am Galgen hingen,
zog sich niemand aus den Schlingen.

Sein Antlitz ward schon kreidebleich;
doch durch die Not ideenreich,
tat er Kund von jetzt auf gleich:
"Hört mal, ich bin mächtig reich!
Nehmet, bevor ich hier verbleich',
womit ich meine Schuld begleich'!"

Im Volke kehrte Stille ein.
Die Falltür zuckte unterm Bein,
durch die er stürzte wie ein Stein.
Die Meute guckte blöde drein.
"Warum", rief einer ganz allein,
"fiel ihm das nicht früher ein?"

Verfrüht man diese Frage stellte,
weil der, der grad nach unten schnellte,
sich eben nur das Steißbein prellte.
Der Strang, aus dem er sich nun schälte,
war länger, als man ihn bestellte.
Was ungemein die Stimmung hellte.

05.03.2010

Am Ziel vorbeigeschossen


Eifrig auf dem Weg zum Ei
schießt recht weit am Ziel vorbei
die Spermie aus dem Hoden
direkt auf den kalten Boden.

Dort bleibt ihr nichts als sich zu winden
und trocknend, siechend zu verschwinden.
Auf bedauerliche Weise
endet so die erste Reise.

20.02.2010

Verkettung



Auf dem Abort er verweilte,
als sich der Reissverschluß verkeilte.
Die Vorhaut sich darin verfing,
welche aus dem Schlitze hing.

Das gute Stück, nun abgedrückt,
da durch die Hose eingezwickt,
aus ebensolcher ward gequollen,
weil doppelt so groß angeschwollen.

Aprupt er sich nach vorne beugte
und den Schmerzesherd beäugte.
Den Vorsprung dabei er vergaß,
den die Wand vor ihm besaß.

Der Schädel an die Wandung stieß.
Sich diese als stabil erwies.
Die Beule, die sie ihm bescherte,
verursacht wurde durch die Härte.

Als wär's noch immer nicht genug,
in seine Hüfte wie ein Pflug,
der Griff, befestigt an der Wand,
erbarmungslos hat sich gerammt.

Die Sache wurde ihm zuviel.
Jäh' er nun zu Boden fiel.
Obwohl die Sturzhöh' eher klein,
brach er trotzdem sich das Bein.

Begünstigt durch die Seifentropfen,
die aus dem Seifenspender tropften,
er in die Pinkelrinne glitt.
Schützend seine Hand im Schritt.

Endlich schwanden ihm die Sinne.
Sein Leid gemildert in der Rinne.
Ein Rinnsal hatte ihn umspült,
als er sich nun ruhig verhielt.

Indes, er lag da nun und träumte,
Urin sich um sein Haupte säumte.
Es tat nun langsam aber sicher,
Rettung not, weil sonst verblich er.

Wenn er länger dort noch läge,
sein Puls nicht lange weiterschläge.
Eine Zelle nach der anderen,
begänne aus dem Hirn zu wandern.

Durch Zufall oder aber Glück,
die Türe offen war ein Stück.
Ein Passant, grad am Passieren,
ihn siechen sah auf allen Vieren.

So kam es, daß am End vom Lied,
der arme Tropf nicht liegen blieb.
Es war nun doch erhoffte Rettung
das letzte Glied in der Verkettung.